Gert Scobel spricht auf 3SAT über das älteste Gewerbe der Welt
Über das Thema Prostitution wird meistens auf einer hoch emotionalisierten Ebene diskutiert, daß es gut tut zu sehen wie es gelingen kann, über das zugebener Maßen schwierige Thema, "Sex gegen Geld", sachlich zu reden. Dies taten am 16.10.2014 die Sozialarbeiterin Mechthild Eickel, der Mediziner Professor Dr. Norbert H. Brockmeyer, der Soziologe Udo Gerheim und Gert Scobel auf dem TV-Sender 3SAT.
update: Leider wurde das Video bei youtube und auch aus der 3SAT-Mediathek entfernt und kann deshalb nicht mehr angesehen werden. Wir liefern ein Transcript aus dem damaligen Filmbeitrag.
Täglich gehen in Deutschland 1,2 Millionen Männer ins Bordell. Davon sind über 600.000 verheiratet.
Tatsächlich kaufen sich in Deutschland täglich rund 1,2 Millionen Männer sexuelle Dienstleistungen. Nicht virtuell, sondern real diesseits des Bildschirms. Erstaunlicherweise ist eine der wenig untersuchten Fragen die, wer eigentlich diese Freier sind. Wer sind die Männer die zu einer Prostituierten gehen? Das Ergebnis ist überraschend. Exakte wissenschaftliche Daten gibt es nicht, aber in einem sind sich die Forscher einig. Freier sind ganz normale Männer, sie sind ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Es gibt junge und alte, Arme und Reiche, jeder Bildungsgrad jener Beziehungsstatus ist vertreten.
Welche Motive haben die Freier?
Wir treffen Kai, seinen Namen haben wir geändert. Er ist 45 Jahre alt, selbständig. Seit Jahren hat er eine feste Beziehung, seine Partnerin weiß, daß er regelmäßig zu Prostituierten geht.
Kai: Es war immer die Abwechslung, der Kick etwas anderes zu erleben. Noch nicht einmal andere Praktiken, sondern ich vergleiche es einmal mit der Küche. So gut Ihre Frau kochen mag, irgendwann gehen Sie auch einmal irgendwo anders essen ohne deswegen Ihre Frau in dem Sinne betrügen zu wollen. Und das halte ich auch für einen wichtigen Punkt, Sexualität in der Prostitution ist ein klares Geschäft, Sex gegen Geld und nicht Liebe gegen Geld. Es ist etwas ganz anderes wenn ich anstreben würde eine zweite Beziehung zu unterhalten, einen Seitensprung den berühmten, den ja so viele Leute machen. Da finde ich persönlich die Prostitution ehrlicher weil beide wissen worauf sie sich einlassen und im günstigsten Fall beide danach wieder zufrieden auseinandergehen.
Kai zählt zu den so genannten hedonistischen Freiern. Er hat privat ein durchaus erfülltes Sexualleben. Ab und zu gönnt er sich aber einen Entspannungstag in einem Club oder mit einer Escort Dame. Wie die meisten anderen Freier sucht er nach dem Sex das Gespräch und einen respektvollen persönlichen Umgang.
Kai: Ich lege nicht Wert darauf meine Lebensgeschichte zu erzählen, also missverstehe die Prostituierte nicht als Therapeutin. Aber jemand mit dem ich einen Tag verbringe muss für mich auch sympathisch sein. Ohne Sympathie funktioniert das nicht. Also eine, ich nenne es mal sedierte, Dienstleisterin die nur ihren Job erfüllt ist für mich sinnlos. Das wäre für mich völlig uninteressant. Ein gewisser Funken an Sympathie muss überspringen so daß man auch Lust hat mit derjenigen etwas zu erleben. Das heißt es muss jemand sein mit dem ich auch privat vielleicht einen Kaffee trinken würde.
Im Gegensatz dazu gibt es auch Freier die generell Frauen verachten, ausbeuten und für sadistische Gewalt missbrauchen. Viel häufiger vertreten ist der schüchterne romantische Typ. Sascha, auch seinen Namen haben wir geändert, ist 55, Angestellter und Single. Er möchte seine sexuellen Bedürfnisse ohne soziale Anforderungen erfüllen.
Sascha: Ich finde es vor allem wichtig, dass man als Mann in seiner Sexualität akzeptiert wird. In einer normalen Beziehung hat man manchmal den Eindruck, daß man sich für seinen Sex immer rechtfertigen muss. In Diskotheken ist es normalerweise so, da ist der Mann der werbende und die Frauen müssen diese Anmache ständig abwehren. Was man ja verstehen kann. Als Mann muss man da ständig aktiv sein und in den Clubs ist es eigentlich genau umgekehrt. Da kann man sich ganz gelassen zurücklehnen und da kommen dann 10, 20 Frauen auf einen zu und alle wollen Sex. Das geht soweit, daß manche Freier das schon als Belästigung empfinden.
Ein männlicher Wunschtraum allzeit verfügbar Sex. Auch mit Frauen die man privat vielleicht nie bekommen könnte ohne umständliche Werberituale ohne soziale Erwartungen und ohne die Furcht vor Zurückweisungen. Auch wenn man mal etwas besonderes ausprobieren möchte.
Sascha: Bei einer sexuellen Beziehung zu einer Prostituierten da kann man einfach ganz offen und ehrlich sagen was man will. Und die Frauen fallen dann auch nicht in Ohnmacht wenn man etwas ganz Ausgefallenes sagt. Dann sagen die halt das mache ich nicht oder schicken einen vielleicht zu einer Kollegin die so etwas macht. Ja, oder sie machen es dann eben und dann hat das Ganze seinen Preis und dann muss man natürlich dafür bezahlen, aber diese Freiheit in der Sexualität ist halt hauptsächlich bei Prostituierten gegeben.
Probleme mit der Partnerin, Selbstwertkrisen, Depressionen, sind weitere Motive für den Gang zur Sexarbeiterin. Der Wunsch nach einer vertrauensvollen Gesprächspartnerin kann dann leicht zur Illusion einer Liebe führen. In Deutschland diskutiert die Politik über den Status des Freiers, in Schweden wird sein Handeln bestraft und auch in Frankreich und anderen Ländern will man ihn nicht länger tolerieren.
Kai: Freier generell Strafzuverfolgen halte ich für eine sehr abwegige Idee. Es gibt das Erfolgsmodell Prohibition wo man Alkohol verboten hat. Jetzt möchte man Sex verbieten. Wie erfolgreich es ist Drogen zu verbieten sehen wir auch an der Drogenpolitik. Also Verbote haben noch nie Probleme gelöst. Für mich ist wichtig, es gibt in jedem Gewerbe Arbeitsregeln, wir sind im Dienstleistungsgewerbe und wer den Niedriglohnsektor ausnutzt den muss man bestrafen. Das heißt wenn ein Freier nachweislich die Not einer Prostituierten ausnutzt sehe ich keinen Grund warum er nicht bestraft werden soll.
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