Nachruf auf den Swingerclub Zwanglos III
Das Ende einer Berliner Institution
Der "Zwanglos III" war nicht einfach nur ein Swingerclub – er war ein Stück Berliner Geschichte. Ursprünglich unter dem Namen "Zwielicht" gegründet, betrieb der Club einst drei Standorte im Herzen West-Berlins. In seinen Glanzzeiten konnten Besucher nach einmaliger Eintrittsgebühr mit einer Stretch-Limousine im Bademantel zwischen den drei Locations pendeln – ein einzigartiges Konzept in der Szene. Nach und nach schrumpfte das Imperium auf den einen verbliebenen Standort in der Gneisenaustraße zusammen, wobei die "III" im Namen als Erinnerung an bessere Zeiten bestehen blieb.
Eine Geschichte des Nachtlebens in Berlin
Der Club verkörperte seinen Namen vollständig: "Zwanglos" war hier tatsächlich Programm. Jede und jeder durfte tun, was gefiel – solange alle Beteiligten einverstanden waren. Die Atmosphäre wurde oft als ehrlich, rustikal und authentisch beschrieben – ein Ort, an dem es nicht um teure Outfits oder Statussymbole ging. Hinter der unscheinbaren Eisentür einige Treppen hinauf verbarg sich eine eigene Welt mit Bar und Liegewiesen. Zu den Besonderheiten zählten thematische Veranstaltungen wie die "White-Night-Party" mit Schwarzlicht, "Gang-Bang-Partys", "Strip-Partys" und besonders beliebte "Erotische Wellness- und Saunanächte" mit Massagen, Sauna und Whirlpool.
Was den Swinger-Treff "Zwanglos III" so besonders machte, war seine Klientel – ein einzigartiger Mix aus Stammgästen, Touristen, Neugierigen und Nachtschwärmern. Von 18 bis 85 Jahren war alles vertreten: Paradiesvögel, Verirrte, auch Verwirrte, Paare oder Singles – ein bunter Querschnitt durch alle Gesellschaftsschichten. Der Club war wie ein "Überraschungsei" – man wusste nie genau, was einen erwartete.
Bis zur Corona-Pandemie hatte der Swingerclub tatsächlich 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr geöffnet. Selbst an Heiligabend konnten "einsame Herzen" hier Gesellschaft finden. Frauen hatten freien Eintritt, Männer zahlten zwischen 55 und 100 Euro, je nach Wochentag und Uhrzeit.

Der Anfang vom Ende
Die Probleme begannen schon vor der Pandemie. Seit etwa 2014 veränderte sich die Besucherstruktur merklich. Es kamen weniger neue Gäste, der Club verlor an Dynamik. Die Corona-Pandemie gab dem ohnehin angeschlagenen Betrieb dann den Todesstoß.
Am letzten Samstag vor dem Corona-Lockdown im März 2020 fand noch eine letzte große Party statt. Teamleiterin Kathrin H., die mehr als 20 Jahre im "Zwanglos" gearbeitet hatte, erinnerte sich: "Ich hatte fast alle Stammgäste informiert, dass eine super Party stattfinden muss, kurz bevor geschlossen werden muss. Es gab viele Tränen, aber auch viel Spaß unter den Gästen."
Das endgültige Aus
Nach mehreren Wiedereröffnungsversuchen unter Corona-Auflagen kam Anfang April 2023 das endgültige Aus. Besucher standen vor verschlossenen Türen, auf der Webseite war von einer "vorübergehenden Schließung aus betrieblichen Gründen" die Rede. Anfang 2024 wurde bekannt, dass ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Betreiberfirma bereits am 31.08.2023 beantragt und am 28.12.2023 eröffnet worden war. Der Vermieter kündigte schließlich den Mietvertrag. Die Räumlichkeiten, in denen jahrzehntelang gefeiert, geliebt und gelebt wurde, sollen nach einem Umbau als Wohnraum genutzt werden.
Ein Stück Berlin verschwindet
Mit dem "Zwanglos III" verschwindet nicht nur Berlins ältester Swingerclub, sondern auch ein Stück authentisches Kreuzberg – jener bunte, tolerante und freizügige Kiez, der Berlin zu dem gemacht hat, was es ist. In einer Zeit zunehmender Gentrifizierung und Kommerzialisierung des Nachtlebens war der Club mit seinem Schwarzlicht, den Salzstangen und Teelichtern auf der Theke ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.
Das Personal, das über Jahre hinweg für die Gäste da war – "beständig, stets aufmerksam, menschlich, herzlich" – verlor seine Existenzgrundlage. Wie Teamleiterin Kathrin H. bereits zu Beginn der Pandemie sagte: "Wir haben hier in den über 20 Jahren, die ich hier arbeite, viel erlebt. Aber sowas noch nie."
Berlin hat einen weiteren seiner Orte verloren, an denen das Motto galt: "Locker bleiben." Der Swingerclub "Zwanglos III" mag verschwunden sein, aber die Erinnerungen an diese Institution des Berliner Nachtlebens werden noch lange fortbestehen.
*Dieser Nachruf basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen und soll die kulturelle Bedeutung des "Zwanglos III" für die Berliner Swingerclub-Szene würdigen.*
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