STOP Prostituiertenschutzgesetz!
Nicht mit uns! Nein zu Repression gegen Sexarbeit und für eine freie Berufsausübung in der Prostitution! Euer Schutz bedeutet ZWANG!
Unter dem Druck konservativer Kreise plant die GroKo ohne fachkundliche Nachfrage bei den Betreffenden, eine Reform des ProstG inklusive repressiver Reglementierungen und schärfsten Kontrollen.
Dagegen fand am Samstag, den 13.06.2015, auf dem Opernplatz in Frankfurt / Main eine Protestkundgebung statt. Allgemeiner Tenor war, daß das geplante Gesetz gegen Grundrechte verstößt. Leider erschienen nicht einmal die Hälfte der erhofften Teilnehmer /innen. Unser Aufruf an alle Sexworker ist: Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht! Engagiert euch!
Eine der Rednerinnen war die Prostitutions-Aktivistin Felicitas Schirow die Betreiberin des ehemaligen Bordell Cafe Pssst in Berlin.
Quelle: youtu.be/1BKk_dC4TQQ?si=kkos-NwZ8Eu4Ols7
Für die mobilen user mit beschränktem Volumen haben wir das Video transkribiert.
Felicitas Schirow:
"Ich freue mich dass ich hier vor etwas mehr Publikum als in meinem kleinen Laden sprechen kann. Ich bin Betreiberin des Café Pssst, wie Rosina schon sagte, und hatte 2002 mit Freude das Prostitutionsgesetz begrüßt was uns Rechtssicherheit gab. Die Akzeptanz unserer Arbeit und das Selbstbewusstsein der Kolleginnen und Kollegen, wobei ich immer sage, ich rede jetzt oft von Frauen, ich meine natürlich auch Männer und Trans. Ich meine einfach alle die in der Sexarbeit tätig sind.
Diese Akzeptanz wuchs bis Alice Schwarzer mit ihrer 90 % Lüge kam. Und das habe ich selbst durch Anrufe bei den Unterzeichnern ihres Appells zur Abschaffung der Prostitution erfahren. Alice Schwarzer benutzte die Unterzeichner oft gegen deren Willen zu ihrem ganz persönlichen Vorteil ohne Rücksicht auf Verluste. Zu diesem Zeitpunkt glaubte man der Dame noch.
Eine rege Diskussion wurde bei den Politikern losgetreten mit dem Ziel ein neues Gesetz aus dem Boden zu stampfen, das Prostituiertenschutzgesetz. Dieses verdient aber den Namen nicht, denn es hilft keiner einzigen Prostituierten sondern es treibt sie in die Illegalität wo sie nicht mehr den Schutz des Bordells hat. Denn der geplante Hurenpaß bedeutet die totale Überwachung der nunmehr mit Zwangsauflagen behafteten Sexworker und Sexworkerinnen.
Ich als Bordellbetreiberin die immer Ansprechpartner für die Frauen war und manchmal auch nur Tröster oder Hoffnungsgeber werde nun zur Denunziantin. Schließlich verpflichte ich mich durch die geplante Konzessionierung der Bordelle die bei mir freiberuflich arbeitenden bei einer zuständigen Behörde, wer das genau sein soll weiß man noch nicht, wahrscheinlich die Polizei, vollständig über ihre Tätigkeit zu informieren. Dazu gehört zum Beispiel auch An- und Abreisedatum. So kann ein umfassendes Bewegungsprofil über jede Frau erstellt werden, jederzeit.
Stolz zeigt mir die Frauen bisher ihre Steuernummer und ihre Gewerbeerlaubnis. Sie waren alle selbstständig. Nun müssen wir zusätzlich einen Hurenpaß bei uns tragen. Die Angst der meisten Frauen, daß dieser dem Mann, dem Freund, den Eltern oder einem Arbeitgeber in einem anderen normalen Beruf, den sie oft auch noch haben, in die Hände fällt ist so vorherrschend, daß wohl kaum eine Frau den Hurenpass beantragen wird.
Ganz abgesehen davon, daß sich keine Frau den damit verbundenen Auflagen, wie Zwangsberatung oder eben umfassende auf Aufenthaltskontrolle ausgeliefert sehen will. Man muss ja auch bedenken wenn man mal nicht schafft diese einzuhalten. Die Frauen haben sehr große Ängste. Was wird mir zum Beispiel unterstellt wenn ich nur mal so zum Spaß Sex habe? Werde ich beim Finanzamt geschätzt und gerate ich in eine Überwachungsmaschinerie aus der ich mich selbst nie wieder befreien kann? Viele wollen nur für einen begrenzten Zeitraum und oft nur nebenbei als Sexworker tätig sein. Bin ich nicht für ewig abgestempelt?
Mich als Bordellbetreiber wird keine Frau mehr fragen.
Abgesehen von den fehlenden Einnahmen der Finanzämter, darüber hat glaube ich noch kein Politiker nachgedacht. Falls ich mit ein paar Unerschrockenen das alles finanziell überlebe muss ich die übrigen Frauen wohl möglich noch darauf kontrollieren ob sie Präservative benutzen, da mir sonst die Konzession versagt werden kann.
Da hört es bei mir aber auf.
Kein Staat darf seine Fürsorgepflicht dazu missbrauchen den Menschen vorzuschreiben auf welche Weise sie einvernehmlichen Sex miteinander haben. Wir wollen alle vernünftig sein, wir sind ja auch aufgeklärt. Aber unser Recht auf sexuelle Selbstbestimmung lassen wir uns auf gar keinen Fall nehmen.
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Was nicht mehr gut ist wird weggeworfen und neu angeschafft. Das Prostitutionsgesetz ist aber nicht schlecht wie viele Politiker behaupten, es ist höchstens verbesserungsbedürftig. Da es aber bisher kaum angewandt wurde, also im Grunde ignoriert worden ist, konnte es sich nicht beweisen. Ich habe mit einigen Politikern gesprochen die ein neues Gesetz fordern. Das bestehende kennen Sie aber gar nicht, das ist ja der Witz. Ich finde es unverantwortlich von der Politik mit so wenig Fachwissen und Erfahrung bei gleichzeitig so vielen Vorurteilen unser Prostitutionsgesetz kaputt machen zu wollen und ein neues Gesetz zu fordern über dessen fatale Folgen Sie sich, wenn Sie uns zugehört hätten, längst im Klaren sein müssten. Politiker zeigt Größe in denen ihr euch eingesteht, daß ihr euch geirrt habt bevor ihr die Existenzen und Menschenrechte von Hunderttausenden zerstört.
Bin wütend."
Ausführlichere Informationen und Angebote für den gemeinsamen Protest lesen Sie bitte auf dem Blog voice4sexworkers.com
Noch mehr Demo-Videos finden Sie auf dem YoutubeChanel SexworkerRechte